Das am Horn von Afrika gelegene Äthiopien ist ein armes, dicht besiedeltes Land. Es ist bevölkerungsmäßig das zweitgrößte Land des Kontinents und belegte 2015 den 19. Platz auf der Liste der ärmsten Länder der Welt. Trotz der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes wird es noch mehrere Jahre dauern, bis die Behörden die Problematik der Behinderungen vollständig in ihre Politik und ihre Infrastrukturen einbeziehen.
Der Umgang mit Behinderungen in Äthiopien
In Äthiopien wird die Anzahl der Menschen mit körperlichen Behinderungen auf mehrere Millionen geschätzt. Die pränatalen Probleme infolge von mangelnder Gesundheitsversorgung, Unterernährung, Dürreperioden, Hungersnot und Mangel an Krankenhauseinrichtungen sind die Ursache einer bedeutenden Anzahl von behinderten Kindern. Die mangels ausreichender Strukturen nur selten in spezialisierten Institutionen aufgenommenen behinderten Personen leben zurückgezogen oder betteln auf den Straßen. In dieser sehr armen Gesellschaft mit ihren vielen Vorurteilen werden Menschen mit Behinderungen meistens ausgegrenzt.
Nur wenige Personen verfügen über die finanziellen Mittel, um sich einen Rollstuhl zu beschaffen, eine Tatsache, die erklärt, dass in den Städten und auf dem Land nichts unternommen wird, um den Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, Gebäuden, Schulen usw. zu ermöglichen. In Addis Abeba gibt es eine Schule für Sehbehinderte.
Schriftliche Beschilderungen und Automaten sind in Äthiopien eher selten. Käufe erfolgen mit persönlichem Kontakt, und Auskünfte werden von physischen Personen erteilt, so dass sehbehinderte Personen zumindest in dieser Hinsicht nicht benachteiligt werden.
Öffentliche Verkehrsmittel
Die öffentlichen Verkehrsmittel und Taxis sind nicht für motorisch behinderte Personen ausgestattet. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel besteht hauptsächlich aus überfüllten Bussen und Minibussen, in denen die Menschen entweder stehen oder dicht gedrängt auf den Sitzbänken sitzen. Vielleicht wird die neue Straßenbahn mit beweglichen Plattformen ausgestattet, allerdings ist sie noch nicht in Betrieb. Busfahrpläne gibt es nicht, natürlich noch weniger in Blindenschrift.
Öffentliche Gebäude und Einrichtungen
Rolltreppen sind äußerst selten, aber die Neubauten sind mit Fahrstühlen ausgestattet. Die privaten und öffentlichen Gebäude unterliegen keinerlei Vorschriften hinsichtlich der Zugänglichkeit.
Die Straßen und Nationalparks
Die Straßen sind nicht immer asphaltiert, auch nicht in der Hauptstadt. Noch weniger die in den nicht-städtischen Gebieten liegenden Nationalparks und touristischen Sehenswürdigkeiten. Aufgrund des schlechten Zustands der Straßen sind viele sogar nur mit dem Geländewagen erreichbar.
Kurzum, wenn Sie trotz einer körperlichen Behinderung in Äthiopien reisen möchten sollten Sie sich unbedingt vorher gut organisieren und zumindest für die Planung der Transporte und Besichtigungen sowie für die Wahl der Unterkünfte die Dienste eines lokalen Agenten in Anspruch nehmen.
